06.02.2024_Immerweiter

Pascal Klewer (Trompete)
Julius Windisch (Klavier, Komposition)

Sofia Eftychidou (Kontrabass)
Marius Wankel (Schlagzeug)

„Diese Band verfolgt den Gedanken einer Utopie“ – Julius Windisch, Bandleader

Stillstand ist für den Berliner Bandleader, Komponisten und Jazz-Pianisten Julius Windisch noch nie eine Option gewesen: „Der Prozess des Musikmachens soll für mich immer weiter gehen und nie stillstehen.“ Nach Stationen in Bern, Amsterdam und Kopenhagen hat er mit Berlin einen Ort gefunden, an dem er sich künstlerisch am wohlsten fühlt. In its own pace ist der Output von seiner aktuellen Working Band, nachdem Windisch bereits drei Alben mit Trio- und Quartettformationen eingespielt hat.

Sowohl der Albumtitel, als auch der Name der Formation sind programmatisch zu verstehen: Getragen wird immerweiter von einem starken Gemeinschaftsethos, das auf der Einspielung und live durch Virtuosität, Intensität und Komplexität überzeugt. Alle Musiker*innnen des Ensembles verpflichten sich einem organischen Wachstumsprozess, fairen Feedbackregeln und einem konstruktiven Umgang mit den eigenen Stärken und Schwächen. Die Anstrengung, die Windischs vielseitiges und schwer zu spielendes Repertoire einfordert – und das gegenseitige unbedingte Vertrauen in einander – führen zu kreativen Höhenflügen, bei denen keine Einzelperson im Fokus steht, sondern der Gesamtklang:

„Wir sind als Band sehr stark zusammengewachsen und wir reflektieren immer wieder, was wir gut und nicht gut fanden. Genauso sind wir gezwungen, uns jedes Mal maximal anzustrengen und sehr aufmerksam auf einander zu hören. Das fühlt sich erfüllend und mutig an, das ist das, was ich an meiner Arbeit liebe.“ – Julius Windisch

Windischs Arbeit als Bandleader, Komponist und Pianist ist politisch: Themen wie Antidiskriminierung, Klimagerechtigkeit, der Abbau von Hierarchien treiben sein kreatives Schaffen an, was sich unmittelbar in der Haltung ausdrückt, mit der er seine Stücke komponiert.

Die fünf Kernstücke des Albums sind in Quartettformation aufgenommen, darunter das Stück Ode, das durch seine sehr sangliche Melodie eine melancholische Stimmung erzeugt. In diesem Stück reflektiert Windisch die Resignation und Fassungslosigkeit, die er dabei fühlt, wenn das notwendige Handeln zur Lösung unserer globalen Krisen ausbleibt. Gleichzeitig drückt er in Stücken wie Schweben sein Bestreben aus, für sich eine Sphäre zu schaffen, in der Ruhe und Besonnenheit trotz Panik und Ohnmacht möglich sind.

Bei vier Stücken wird die Band von der Geigerin Maria Reich verstärkt – zum Beispiel in Coming to a conclusion. In diesem Track wird ein Entscheidungsprozess mittels verschiedener Rhythmen musikalisch reflektiert, bis ein hörbares Fazit gezogen ist. Außerdem singt Windisch erstmals auf dem Album: I feel like I know you ist ein intimer Monolog, der dazu anhält, sich dem kritischen Prozess der Selbstreflexion „immer weiter“ zu stellen, damit Selbsterkenntnis und inneres Wachstum möglich werden. Damit hat der Track die Funktion einer kondensierten Gesamtaussage des Albums.

Foto © Nasia Papavasiliou

juliuswindisch.com

Fotos © Robert Fischer

Fotos © Guillermo Luz Y Graf