Alle Artikel in der Kategorie “Vorschau

14.05.2024_Into The Big Wide Open

Eldar Tsalikov (Saxophon, Klarinette)
Valentin Gerhardus (Klavier, live sampling)
Felix Henkelhausen (Kontrabass)
Alfred Vogel (Schlagzeug)

Mit diesem neuen Projekt präsentiert sich Bezau Beatz Festival-Gründer und Musiker Alfred Vogel bei Jazz+ in der Seidlvilla: eine augenzwinkernd selbst benannte „Avantgarde Boy Group“ aus Berlin (und einem Viertel russischer Beteiligung).

Tsalikov, Henkelhausen und Gerhardus gehören zu einer um 25 Jahre jüngeren Riege und bringen derzeit viel frischen Wind in die europäische Impro-Szene. „Es ist mir eine grosse Freude, mit diesen jungen Musikern zu spielen – das hält fit und ist extrem inspirierend – auf allen Ebenen…“ so ein hochmotivierter Anfang 50er.

Komplett frei, ohne Netz und doppelten Boden wird hier drauf los improvisiert. Gelenkt wird das ganze von einem virtuellen 5. Bandmitglied: Valentin Gerhardus ist nicht nur ein ausgezeichneter Tasten Virtuose, sondern auch an den Reglern seines Laptops gibt er mittels Live-Samples aus Quellen seiner Mitmusiker dem ganzen einen kompositorischen Rahmen.

Atmosphärisch, dicht und gleichermassen filigran kommen die musikalischen Abenteuer dieses Quartetts aufs Publikum zu und sorgen vor allem für Begeisterung jenseits Boy-Group-Genre-typischem Gekreische…

Foto © Cristina Marx

www.bezaubeatz.at

11.06.2024_[ʃelest]

Ronny Graupe (Gitarre)
Lucia Cadotsch (Gesang)

Kit Downes (Klavier)

Das Trio ist einer allgemeinen Störgröße gewidmet, die als zufälliges Muster in Störungen auftritt und seit jeher im Hintergrund aktiv ist und bleibt. Obwohl sie über die Ohren wahrgenommen wird, kann die Erinnerung an sie Vorgänge in der Herzgegend auslösen, die angenehm, beunruhigend, anregend oder schmerzhaft sein können. Sie kann oben und unten auftreten. Hier ist sie zu Hause. Sie kann weiß, braun oder rot sein. Man findet sie an jedem Strand, in jedem Wald und in jedem Fluss. Sie ist ein Teil dessen, was Sie gerade lesen: [ʃelest]

Neben der teils radikalen Reinterpretation ausgesuchter Jazzstandards, fokussiert sich das Trio auf Kompositionen von Ronny, die von Lucia mit eigenen Texten versehen wurden.

Im Januar 2023 nahm das Trio sein erstes Album in Budapest beim Label BMC auf, welches Anfang 2024 veröffentlicht wird.

Das Trio:

Ronny Graupe, ist seit Mitte der 90er Jahre im Inland und weltweit zu hören und ist ein fester Bestandteil der lebendigen Berliner Szene. In vielen Jahren des Arbeitens mit dem Trio Gropper/Graupe/Lillinger, sowie in seinem, zunächst im Trio, seit 2018 im Quartett erscheinenden Ensemble Ronny Graupes Spoom entwickelte er seine eigene Sprache auf der Gitarre und als Komponist. Er veröffentlichte über ein dutzend Alben als Leader/Co-Leader und zahlreiche als Sideman. 2011 wurde Ronny als Dozent an die Hochschule der Künste in Bern, Schweiz für Jazzguitar und Ensemblespiel berufen. Im Juni 2021 erhielt er den erstmalig ausgelobten und von der Bundesregierung initiierten Deutschen Jazzpreis in der Kategorie Gitarre. Er arbeitet mit eigenen Formationen wie Off The Record (Dominik Bukowski-Vib, Phil Donkin-Bs, Oli Steidle-Dr), ROKC (Kalle Kalima-Git, Chris Pitsiokos-Sax, Oli Steidle-Dr), dem Schiepek – Graupe – Duo (mit Philipp Schiepek – Git) und als Sideman in zahlreichen weiteren Ensembles (Bastian Stein, Lucía Martinez, Hans Lüdemann, Dejan Terzic, Clara Vetter u.a.) 2022 gründete er sein Label OUT OF THE SHED. Er konzertierte in Asien, Süd-, und Nordamerika, Afrika und Europa.

www.ronnygraupe.com
www.outoftheshed.de

Lucia Cadotsch, geboren in Zürich, Schweiz, ist eine in Berlin lebende Sängerin und Songwriterin. Sie ist vor allem für ihre langjährigen kollaborativen Bands bekannt, zu denen derzeit LIUN + the Science Fiction Band, ein Ensemble mit dem Saxophonisten Wanja Slavin, AKI, ein neues Quartett mit dem Pianisten Kit Downes, und ihr gefeiertes Speak Low mit Petter Eldh am Kontrabass und Otis Sandsjö am Tenorsaxophon gehören, das auf Festivals in Berlin, New York und London aufgetreten ist. Im Laufe der Jahre erhielt Lucia Cadotsch mehrere Auszeichnungen. 2023 erhielt sie den Schweizer Musikpreis, 2021 wurde sie mit dem Deutschen Jazzpreis in der Kategorie VOKAL ausgezeichnet. 2017 erhielt sie den ECHO Jazz Award als Sängerin des Jahres (für ihr Album Speak Low) und 2012 den Neuen Deutschen Jazzpreis mit ihrer Band Schneeweiss + Rosenrot. Lucias vielfältiges Schaffen als Musikerin ist auf insgesamt zehn Alben zu hören, die sie seit 2009 veröffentlicht hat.

www.luciacadotsch.com

Kit Downes, ist ein mit dem BBC Jazz Award ausgezeichneter und für den Mercury Music Award nominierter Solokünstler für ECM Records. Er tourte durch die Welt und spielte Klavier, Kirchenorgel und Harmonium mit seinen eigenen Bands („ENEMY“, „Troyka“ und „Elt“) sowie mit Künstlern wie Squarepusher, Bill Frisell, „Empirical“, Andrew Cyrille und Sofia Jernberg , Benny Greb, Mica Levi und Sam Amidon. Kit gibt Solo-Pfeifenorgel- und Solo-Klavierkonzerte – außerdem spielt er in Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Tom Challenger, der Cellistin Lucy Railton, der Komponistin Shiva Feshareki, dem Saxophonisten Ben van Gelder und mit der Band „ENEMY“ (mit Petter Eldh und James Maddren). Er ist Stipendiat der Royal Academy of Music in London, wo er selbst studierte und jetzt lehrt. Er wurde zweimal mit dem 1. Platz in Downbeats Critics Poll Rising Star in den Kategorien Orgel und Keyboard ausgezeichnet, und seine ECM-Platten „Obsidian“, „Dreamlife of Debris“ und „Vermillion“ wurden mit großem Kritikerlob veröffentlicht.

www.kitdownes.com

Foto © István Huszti

09.07.2024_FORGES

Rémi Ploton (Klavier)
Samuel Mastorakis (Vibrafon)
Tancrède D. Kummer (Schlagzeug)

„I conceive this ensemble as a ‚percussion trio‘, the music merges rhythmical, multi-layered frames with textured-based pieces and improvisational parameters. Here, written music is apprehended like blocks of raw matter which members are called upon to peel, bend or weld onto another. Each tune is thought as a small toy-box of concepts where players are led to pick and choose thus altering the overall direction of the performance.“ TDK

Dieses Repertoire ist das Ergebnis einer Reflexion über den Wert von Grenzen in der Kunst als Instrument der Verkündigung und der Überschreitung. Über den konkreten Gebrauch von Grenzen in der Komposition als Mittel der Emanzipation – die Suche nach dem Rahmen, aus dem wir uns befreien können. Geschriebene Musik wird hier als Block aus roher Materie verstanden, in dem jedes Glied dazu aufgerufen ist, sich abzuschälen, zu biegen oder an ein anderes zu schweißen.

Als klanglich-mobile Installation konzipiert, entwickeln sich die Stücke in gewebten Modulen, die sich gegenseitig umkreisen. Rhythmische Strukturen oder abstrakte Texturen werden abwechselnd verwendet, um intensive Klanglandschaften zu entwerfen und zu verzerren. Jeder Abschnitt ist wie eine kleine Spielzeugkiste mit Konzepten gedacht, aus denen die Spieler auswählen und so die Gesamtrichtung der Aufführung verändern können.

Es ist die Idee einer Musik, die sich ihrer selbst bewusst ist, die sich selbst „denkt“, in der Aktion und Spontaneität vorherrschen, in der Wiederholungen und thematisches Wiederauftauchen fast zufällig erscheinen und keinen ästhetischen Anspruch darstellen, sondern eher wie ein Déjà-vu oder eine schwache Erinnerung, die durch Zeit und Interaktion verändert wird. Trotz der Wiederkehr hat sich jedes Motiv verändert, hat eine neue Form angenommen, nichts löst sich völlig in der Energie der Aufführung auf, aber nichts bleibt gleich.

Auf diese Weise zu komponieren bedeutet für mich, „Protagonisten“ mit komplexen und vielschichtigen Persönlichkeiten zu schaffen, die fähig sind, ihre Stimmung zu ändern und sensibel auf ihre Umgebung zu reagieren, ohne sie jedoch in eine vorgegebene Erzählung zu zwingen, sondern die Ereignisse und die Szenerie aus der Phantasie des Musikers entstehen zu lassen. Es geht darum, eine Plattform zu schaffen, auf der die von der Komposition gesetzten Grenzen zu einem Spielplatz werden, auf dem Abenteuergeist und Unmittelbarkeit zelebriert werden.

Nachdem Samuel und Rémi in den letzten 9 Jahren in verschiedenen Ensembles und Genres zusammengearbeitet haben, konzentriert sich dieses neue Trio auf die akustische und perkussive Natur unserer Instrumente. Durch die Betonung der Mehrdeutigkeit und des Rätselhaften innerhalb der beträchtlichen Menge an Strukturen, auf denen die Musik basiert, versuche ich, sowohl den Spielern als auch dem Material selbst in den Stücken völlige Autonomie zu gewähren, so dass die Grenze zwischen „Text“ (wie in notierter oder vorbereiteter Musik) und „Initiative“ (wie in Interpretation und Improvisation) auf eine gestrichelte Linie reduziert oder manchmal sogar ausgelöscht werden kann.

Presse:

„Forges’ sonic geometry is such that the trio members try to avoid expected musical tropes or textures. Without a bass player comparisons to Modern Jazz Quartet-like ensembles don’t exist either. Instead many of the 10 tracks work on some variation of harpsichord-like vibe tones trembling often delicately alongside measured piano chording that open up the exposition. Quiet and reflective interface is most prevalent with moderated keyboard tinkles, cymbal claps and reflective vibe rebounds. However these are prominent so often that sameness is only avoided by a hair’s breadth. Some tunes that move at a funeral pace threaten to cross that line. On a few instances such as “Gla” and “Débris III” the tempo becomes faster and more violent or in the case of the second, a group improv, architecture stretches to add pops, rebounds and odd squibs from Kummer’s manipulation of toys. However Mastorakis’ bow-on-metal bar expression is used so sparingly its nearly inaudible. “Jeu” is the most fully realized piece as the vibraphone carries the melody into story-telling mode, as piano key pressure meets wood block smacks and drum ruffs to open up the exposition.. Even as the narrative doubles in speed, percussion pressure and echoing vibe pops still reflect the basic delicacy of the program. This is confirmed on “Jeu (postlude)”, several tracks later, as piano key tinkles and percussion plops reassert quietness and delicacy.“

Ken Waxman – Nov. 20, 2023
JAZZWORD

tancrededkummer.com/forges

Foto © Yorgos Kyvernitis

04.10.2024_Ingrid Laubrock/Tom Rainey Duo

Sonderkonzert zum 30-jährigen Jubiläum der Jazz+ Reihe
BR-KLASSIK Live-Mitschnitt

Ingrid Laubrock (Saxophon)
Tom Rainey (Schlagzeug)

Die in New York lebende experimentelle Saxophonistin und produktive Komponistin Ingrid Laubrock, die der Pianist und künstlerische Leiter des Kennedy Centers Jason Moran als „wahre Visionärin“ bezeichnete, erforscht „die Grenzen zwischen musikalischen Bereichen und schafft vielschichtige, dichte und oft suggestive Klangwelten“. Sie hat mit allen zusammengearbeitet, von Anthony Braxton, Muhal Richards Abrams, Dave Douglas, Kenny Wheeler, Jason Moran und Tim Berne bis hin zu William Parker, Mary Halvorson, Andy Milne und vielen anderen. Sie wurde mit dem Herb Alpert Ragdale Prize in Music Composition 2019 und dem Berklee Institute of Gender Justice Women Composers Collection Grant 2021 ausgezeichnet, hat zahlreiche Kompositionsaufträge erhalten und ist Teilzeitdozentin an der New School und der Columbia University in New York.

Ihr Duo mit dem Schlagzeuger Tom Rainey, mit dem sie seit 2007 zusammenspielt und vier Alben veröffentlicht hat, ist, wie sie anmerkt, von besonderer Bedeutung für sie, da es den Kern vieler ihrer Projekte bildet. Rainey ist mit einer Vielzahl von Künstlern aufgetreten, darunter John Abercrombie, Tim Berne, Jane Ira Bloom, Fred Hersch, Joe Lovano, Carmen McRae und Denny Zeitlin. Seine umfangreichen Aufnahmen und das künstlerische Niveau der Musiker, die er unterstützt hat, machen ihn zu einem der wichtigsten Schlagzeuger, die mit der modernen, kreativen Jazzszene von New York City seit den späten 80er Jahren eng verbunden sind.

Foto © Caroline Mardok

www.ingridlaubrock.com

In Kooperation mit BR-KLASSIK

15.10.2024_Lotus Crash

Marco von Orelli (Trompete)
Tommy Meier (Tenorsaxofon, Bassklarinette)
Luca Sisera (Kontrabass)
Sheldon Suter (Schlagzeug)

Lotus Crash vereint vier hervorragende Improvisatoren mit unterschiedlichen musikalischen Biographien. Was sie verbindet, ist ihre Vorstellung von Klang und Ästhetik. Dieses Quartett klingt roh und archaisch und überrascht mit einem warmen, ausdrucksstarken Sound. Die Besetzung mit zwei Bläsern plus Rhythmusgruppe ohne Harmonieinstrument hat eine lange Tradition. Lotus Crash entwickelt diese weiter mit der Verwendung zeitgenössischer Instrumentaltechniken, mit aufgebrochenen Formen und Hidden Composition. Die ausgefeilten Improvisationen der Band bewegen sich abseits ausgetretener Pfade; das ist kreativer Jazz vom Feinsten.

www.lotuscrash.ch